Zugegeben, diese Frage zu beantworten stellt mich vor eine gewisse Herausforderung. Ich beschäftige mich schon länger und phasenweise sehr intensiv mit dem Thema Legal Design, dennoch bleibt es gelegentlich schwer zu (um)greifen. Die Breite und Vielfalt ist groß.
Legal Design ist interdisziplinär. Der Begriff umfasst einen ganzen Strauß von Methodiken. Wie der Name schon andeutet, fußen sie auf Erkenntnissen der Design-Wissenschaften; sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt und gestalten auf dieser Basis Lösungen, stellen das gefundene jedoch auch regelmäßig in Frage.
Die zwei derzeit präsentesten Bereiche sind auf der einen Seite Design Thinking und Service Design als kontinuierliche Methodiken zur Schaffung eines signifikant besseren Nutzer-Mehrwerts und von Innovation. Sie arbeiten iterativ und beginnen bei einer Schärfung des Problemverständnisses. Über die Findung und Umsetzung von Ideen ermöglichen sie schließlich eine Überprüfung der Ergebnisse und erschaffen dadurch einen Erkenntnisgewinn. So kann in meist mehreren Runden eine Lösung geschaffen werden, die in dem gegebenen Rahmen einen größtmöglichen Mehrwert für die Zielgruppe schafft.
Auf der anderen Seite ist natürlich auch die konkrete Gestaltung von Lösungen umfasst, etwa wenn angesichts der Nutzerbedürfnisse Verträge in Form von Comics dargestellt[^1] werden.
Hierbei ist Kern des Ansatzes, auf Erkenntnisse aus anderen Disziplinen zurückzugreifen. So kommen etwa bei der Gestaltung sogenannte Design Patterns zur Geltung, also bewährte Muster zur Lösung einer konkreten Aufgabe. Diese sind meinem Kenntnisstand in der Datenschutz-Grundverordnung erstmals (wenn auch immer noch nur im kleinen) in ein Gesetz aufgenommen worden[^2].
Ebenso essentiell wie die Übernahme von Erkenntnissen ist es, Vermutungen von Fakten zu unterscheiden. Hierzu lehren uns die Design-Wissenschaften, dass wir häufig Fehlannahmen unterliegen. Um diese aufzudecken nutzt Legal Design standardmäßig iterative Prozesse, in denen ein Entwurf (meist in Form eines Prototyps) geschaffen wird, der an den Anwendern getestet und auf Basis der Erkenntnisse verbessert wird.
Doch wir dürfen hier nicht stehen bleiben: Legal Design ist auch eine Disziplin, die ihre Grenzen noch selbst sucht und die sich fortlaufend weiterentwickelt. Einen aktuellen, kollaborativ entwickelten Stand der Kernpunkte greift das Legal Design Manifesto (externer Link) auf, das ganz im Sinne eines kontinuierlichen Lernprozesses auch offen für Kommentare ist.
Noch spannender als die Frage, was genau Legal Design ist oder eben nicht ist, erscheint mir jedoch, wo es sich gut einsetzen lässt. Hierzu gibt es zunehmend mehr Erfahrungen, die von ganz neuen Möglichkeiten des Zugangs zu Recht bis hin etwa zur Verbesserung von Vertragsprozessen und Bescheiden reichen.
Hierzu gibt es auch einen kleinen Eindruck in diesem Video-Interview (bei YouTube):